Nach dem leichten Aufwind im November sah es hier diesen Monat sowohl touristisch und folglich auch anglerisch wieder sehr trüb aus.
Aufgrund der verschärften Einreisebedingungen für fast alle Kernmärkte sahen die Seychellen im Dezember fast ausschliesslich Gäste aus Israel. Aber zumindest haben ein paar von denen auch geangelt. So beispielsweise Ruben, mit dem ich bei seinem letzten Besuch vor 2 Jahren bereits Kontakt hatte, und der diesmal ab Mahe auf Island Bird einen Tag erstklassigen Jiggings am südlichen Drop Off mit unter anderem etlichen Doggies geniessen konnte. Da viele Besucher den wenn auch kurzen Inseltransfer scheuten tat sich hier auf Praslin hingegen so gut wie nichts. Lediglich Mervin hatte in den ersten, wetterseitig ruhigen Dezembertagen zwei Trollingtouren. Diese erbrachten neben den üblichen kleineren Gamefish auch einen releasten Segelfisch.
Dazu aber leider auch die Erkenntnis, dass sich die zuvor vom nördlichen Drop Off gemeldete Algenblüte durch die leichten Winde aus dieser Richtung nun zu uns bewegt hatte. So wie auf dem Foto sah das Wasser an diesen Tagen hinter dem Boot aus, sofern man sich nicht gerade in einem der wenigen, noch sauberen und dann auch fischreichen Eckchen bewegte. Dazu wurden von etlichen Stränden verendete Rifffische gemeldet.
Vor diesem Hintergrund und mangels Chartergästen waren dann eigentlich alle hier mehr oder weniger froh, dass sich erstmal eine längere Schlechtwetterphase mit Starkwind anschloss, die das Elend zumindest teilweise vertrieb. Erst am Wochenende vor Weihnachten wurde das Wetter wieder vernünftig fischbar, und ich wäre auch gern endlich mal wieder losgezogen. Allerdings hatte der Mechaniker meinen defekten Backbord-Startermotor immer noch nicht reparieren können, und auf einer Maschine ist es mir einfach zu heikel. Also blieb mir nur Fliegenfischen, aber auch das nur sehr eingeschränkt. Hier in der Hausbucht geht um diese Jahreszeit nichts mehr, nicht mal die selbstgebundenen Clouser mit Weedguards lassen sich noch salatfrei durchziehen. Von den zumeist 15-20 Knoten Wind im Gesicht mal abgesehen.
Der bei solchen Bedingungen einzig sinnvolle Ausweichplatz in Baie St. Anne ist allerdings auch gleichzeitig die derzeit einzig nette Badestelle, und wenn die Dank Schulferien stets präsenten Kinder mal nicht schon da waren, kamen sie zielsicher mangels anderer Unterhaltung binnen Minuten angeplanscht. Angeln kann man dort momentan offenbar nur am Sonntagmorgen, wenn alle in der Kirche sind. Und dann gab es ausser einigen der schleimigen Trompetenfische nur handlange Snapper zu ernten. Anglerisch ging insofern mein Puls nur einmal nach oben, und zwar als der hier ja nun durchaus geläufige Privatangler aus Mahe einen auf Fliege gefangenen GT von satten 141cm meldete.
Diesen absoluten Traumfang hat er allerdings auf Cosmoledo gute 1000km südöstlich von hier erzielt. So weit kann ich leider nicht werfen. Zu Weihnachten wurden aufgrund der CoVid-Mutation auch die Gäste aus Israel nach Hause gerufen. Vorher hatte JD auf seiner neuen, tollen One Love II noch zwei Trollingausfahrten. Dabei waren die Fänge von Dorados, Wahoos und Tunen wie ja hier zumeist richtig gut, dieser Segelfisch schwimmt wieder, und der krönende Marlin ging ihnen leider vom Band.
JD berichtete mir, dass es draussen leider immer noch Bereiche mit Algenblüte gäbe. Das klang nicht gut, aber eine Meldung über einen am Drop beim Trolling gefangenen Tun von 85kg sorgte für Optimismus hinsichtlich der beiden Ausfahrten mit Wiederholungstäter Simon aus der Schweiz. Dieser wollte sich seinen erneuten Besuch trotz erstmal sechstägiger Hotelquarantäne nicht nehmen lassen, und mit Mervin jiggen sowie vor allem auf die Tune poppern. So sausten wir am 28. bei besten Bedingungen zum östlichen Drop, und arbeiteten uns von dort nach Norden bis zur nordöstlichen Ecke. Die Tune waren auch da, aber leider schwierig. Nur die Kleinen kamen gelegentlich hoch und nahmen mal ein Köder. Die insgesamt vier so gefangenen dürften zusammen kaum 15kg auf die Waage gebracht haben, und dieser von Mervin aussen gehakte war der kleinste Tun, den ich je sah. Dem gegenüber war das halbe Dutzend auf Jig gefangene deutlich grösser, wenn auch weit ab vom Wunschformat. Die Jiggerei war hingegen sehr ordentlich. Diese brachte zwar auch keine überragenden Fische, aber abgesehen von einer leichten Flaute zur mittäglichen Ebbe durchgehend nette Frequenz.
Und auch die Vielfalt stimmte, insgesamt zählte ich trotz der Absenz jeglicher Trevallies und massiven Ärgers mit den Haien 16 verschiedene Arten unter den etwa 40 bis 50 gefangenen Fischen: Die Gelbflossentune, ein paar Doggies, einige Amberjacks, Green & Rosy Jobfish, Greater Barracuda, Triggerfish, BekBek, Bonitos, 5 verschiedene Grouperarten (Brownspotted, Orangespotted, Tomato, Blacktip, Comet), einen Wahoo auf Popper, der am Vorfach noch ab kam, und einen Hai. Dieser hatte sich nicht mal gehakt, sondern den Jig so im Maul verkeilt, dass er diesen weder abbeissen noch ausspucken konnte. Mervin gab dann wie üblich den kompetenten Zahnarzt.
Dazu sahen wir Mantarochen, Spinnerdelfine, eine Lederschildkröte und gleich zwei Walhaie. Trotz der Malaise mit den Tunen war es also ein wirklich unterhaltsamer Tag. Um das Thema doch noch zu beordnen setzten wir am nächsten Tag deutlich südlicher an, und fuhren dabei eisern in prasselnden Regen, dazu zeitweise mit Blitz und Donner. Unsere Leidensbereitschaft wurde aber von den Tunen erneut nicht honoriert, die Grossen wollten einfach nicht hoch kommen, und auch die Kleinen waren wieder heikel. Obwohl wir gut zwei Drittel des Tages aufwandten, kamen wieder nur Zwerge herum, insgesamt eher klägliche drei. Gejiggt wurde bis dahin kaum, nur ganz am Anfang im Regen ein bisschen, als gar keine Sicht herrschte. Dabei kam aber immerhin einer der eher nicht so häufiger Bigeyes zum Vorschein. Mittags hatten wir dann von den Tunen die Faxen dicke, und die Jigruten bekamen Arbeit mit unter anderem Yellowspotted und Yellowtail Trevallies.
Dass die mittägliche Beisspause vom Vortag diesmal dort nicht auftrat war wirklich ein Glück und rettete den ansonsten ja recht mauen Tag. Die Haie allerdings blieben wieder gleichermassen lästig, und sorgten für massive Verluste vor allem bei Mervin, der auf den beiden Trips an die 30 Jigs verloren haben muss, und in dessen Tasche nun ziemlich gähnende Leere herrscht. Simon hatte da deutlich mehr Glück. Unglaublich was sein offenbar magischer Jig an den beiden Tagen über die erwähnte Verkeilung im Hai hinaus alles überstand, und wie oft er nur mit einem abgebissenen Haken oder sonstwie glücklich davon kam. Das Bild von dem am Bauch gehakten Amberjack – oder eher was davon übrig blieb – spricht Bände.
Immerhin sahen wir keinerlei Algenblüte mehr, zumindest also etwas wirklich Positives zum Abschluss. Denn das war`s dann auch für dieses Jahr. Und leider sieht es für das Kommende erstmal nicht wirklich besser aus. Weder hinsichtlich der absehbaren touristischen Entwicklung, noch für meine Angelei. Der Mechaniker meldete nämlich kleinlaut, dass ihm einige Kleinteile zur Reparatur meines Startermotors fehlen. Statt einfach gleich einen neuen zu bestellt zu haben, der mittlerweile hier wäre, und einsatzbereit zu sein, gucke ich also mal bis auf Weiteres nur traurig raus auf`s Meer. Irgendwie ja auch passend zu diesem sicher für jeden auf seine Weise frustrierenden Jahr. Möge 2021 besser werden – das wünsche ich uns allen.
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