Reports Juli 2022

31. Juli 2022 - Bildcollagen & Alben zum Vergrössern anklicken

Wie im letzten Report ja erwähnt hatte ich mich Ende Juni hier mal für einen Monat davongemacht, und in der Zeit an verschiedenen Orten auch ein wenig gefischt. Obwohl das nicht allzu grossartig verlief muss ich Euch damit zu unterhalten versuchen, denn es war zumindest Angelei, und insofern immer noch deutlich besser als hier auf den Seychellen, wo diebezüglich rein gar nichts ging. Habe natürlich zu den Jungs vor Ort Kontakt gehalten und aus der Distanz die Wetterlage beobachtet. Selbige war gelinde gesagt so, dass man hier nicht sein wollte. Der Südost blies durchgehend mit 20-25kn, und in den Spitzen deutlich mehr. Dazu kam im südlichen Indischen Ozean irgendeine heftige Strömung zum Tragen, die im betroffenen Gebiet massive Wellen aufwarf. Hier auf Praslin wurde durch diese u.a. der Fähranleger überspült, und soweit beschädigt, dass er immer noch nicht wieder befahren werden darf. Die beiden Bilder hab ich mir zugesandten WhatsApp Videos entnommen, entsprechend unscharf sind sie leider. Aber wer das Eckchen und das in aller Regel dümpelige Wasser dort kennt, kann ermessen, was hier los war.

Neben massiven Regenfällen wurden auch rekordverdächtig niedrige Temperaturen nahe 20° bzw. auf den Outer Islands noch darunter registriert. Das alles verfolgte ich aus sicherer Distanz, nämlich zunächst aus Deutschland, und dann von den Kapverden. Dort hatte ich mich mit Kumpel Marco sowie dem ja auch aus diesem Format hinlänglich bekannten Stephan Kreupl von bluewaterfishing.eu für ein paar Tage Marlinschleppen verabredet. Letzterer ist dort in eine Charterfirma mit drei Booten involviert, Marco war auch schon fast 20 Mal da, und letztes Jahr hatten die beiden zur gleichen Nachsaisonzeit dort je einen Grander Marlin beigekurbelt. Sprich die wissen wo es dort lang geht, und ich hab mich endlich wie seit Jahren geplant einfach mal drangehängt. Die Voraussetzungen schienen blendend, denn das für uns gebuchte Boot Smoker konnte kurz zuvor mit diesem Marlin von 1370lb glänzen.

Das war nebenbei meines Wissens der zweitgrösste Atlantic Blue, der jemals gewogen wurde. Nach etwas wirrer Anreise eingetroffen dachte ich zuerst, der Pilot sei statt auf der Insel Sao Vicente auf dem Mars gelandet, und zwar auf der Rückseite. Da gab es kaum einen Baum oder auch nur Strauch, und wie man mir sagte hat es wohl in den vergangenen drei Jahren nur ein Mal geregnet. Anglerisch sah es leider ähnlich dürr aus, am ersten Tag noch ohne mich hatten die Jungs einen Marlin-Fehlbiss, am Zweiten sahen wir für einen Sekundenbruchteil einen Kleinen am Teaser, und die folgenden beiden Tage war komplett Seife kauen angesagt. Bei Wind von 18 bis 25kn waren wir wie alle der ab der Insel fischenden Boote auf einen kleinen, etwas geschützten Bereich limitiert, aber auch die Boote um andere Inseln meldeten nur ab und zu einen Fisch. Und zwar so grob einen je 5 Ausfahrten. Das war nach Aussage der lokalen Experten unfassbar mager, denn wie ich so raushören konnte, sind während der allerdings eher kurzen Hauptsaison im Schnitt 3 Marlinsichtungen pro Ausfahrt reell. Für uns ging es hingegen am letzten Tag nur noch um einen Lucky Punch zu Entschneiderung, und tatsächlich konzentrierte sich alles Glück für mich dann innerhalb einiger weniger Minuten. Erst rief Skipper Ryan von der Flybridge eine Marlinsichtung vor dem Boot aus. Der eher kleine Fisch schwamm unter der Oberfläche, und schien uns zu winken, doch bitte gefangen zu werden. Der Skipper fuhr eine entsprechende Kurve, und der Marlin schepperte tatsächlich auf den weit hinten geschleppten Lure. Das wäre Marcos Drill gewesen, aber der stand gerade für ein Bächlein an der Reling, und wies mir die Rute zu. Da die Boote dort rückwärts auf den Fisch zufahren, hiess es für mich im Stuhl wie der Teufel an der schweren 130lb Rolle zu drehen, und nach wohl kaum 2 Minuten griff der Deckhand bereits nach dem Vorfach. Damit galt der Fisch laut IGFA-Regeln als gefangen, und ich konnte das Thema Atlantic Blue, den ich zuvor noch nicht beangelt hatte, als beordnet betrachten – egal was nun noch passieren würde. Deckhand Kevin zog also am Vorfach, der wirklich kleine Marlin von vielleicht 120lb drehte sich ein wenig, und war ab. Laut Skipper mit bestem Blick von oben hatte der sich gar nicht gehakt, sondern nur mit dem Schwert im Vorfach verwickelt. Hätte der Fisch sich also im Drill, wenn man diesen denn so nennen will, schon gedreht, wären wir komplett leer ausgegangen. So gibt`s dann zumindest ein Bild mit Fähnchen, denn vom Fisch selbst bekamen wir ja keines, und ich hatte aus dem Stuhl nur für einen Moment einen silberblauen Schemen hinter dem Boot gesehen. Danach geschah erwartungsgemäss nichts mehr, und ich wunderte mich weiter über die fast surreale Landschaft. Hier ein paar Impressionen:

Das mag jetzt alles ziemlich enttäuschend geklungen haben, gerade auch wenn man einbezieht, dass auf den während meines Besuchs wohl gut 30 Ausfahrten verschiedener Boote auch nur ganze zwei andere Fische ausser Marlinen – Tune um dann aber 70kg - gefangen wurden. Aber die Angelei dort ist halt ganz auf Marlin ausgerichtet, aufgrund der grossen Lures und Teaser auch sehr selektiv, und dabei faszinierend professionell. Bei aller Rauheit hat die Ecke ihren ganz eigenen Charme, dazu hab ich einige legendäre Boote und Skipper kennenlernen dürfen, und eben eine technisch mir bis dato noch unbekannte Angelei angetestet. Sprich da möchte ich sicher nochmals hin, und kann das auch jedem an Marlin interessierten Angler empfehlen. Nur halt vielleicht zu einer etwas besseren Beissphase. Aber abschliessend noch als Beleg, dass dort jederzeit der Fisch des Lebens drin ist: Ganze drei Tage nach unserer Abreise fand am 04. Juli der weltweit mit einem Preisgeld von einer halben Million US$ ausgefischte Blue Marlin World Cup statt, und zum dritten Mal in den letzten vier Jahren kam der Gewinnerfisch von den Kapverden – diesmal mit 950lb.

Dass es auch in den besten Revieren keineswegs immer so beisst, wie man sich das wünscht, wurde mir dann eine Woche später in Holland nochmals ordentlich reingerieben. Zusammen mit Marco und Jörg sind wir mit deren Boot dorthin, um ein Wochenende am Volkerrak zu fischen. Dieses gilt zusammen mit zwei anderen Mündungsarmen des Rheins als ziemlich bestes Raubfischrevier Europas für Hecht, Zander und Barsch, und der erste, noch angelferne Eindruck war schlicht toll: Ein netter kleiner Yachthafen, um das Boot zu slippen, und direkt vor dem ganz rechten der im Hintergrund zu sehenden, halbschwimmenden Reetdachhäusschen festzumachen.

Für Samstag und Sonntag waren je eine Morgentour von ca. 6 Uhr bis Mittag und eine Abendsession von etwa 17 Uhr bis Mitternacht angesetzt. Zunächst folgte ich meinen beiden Expertenfreunden technisch mit den aktuellsten Gummifischen und Spinnerbaits, aber wich irgendwann ab, da sich nichts tat. Zunächst mal so richtig Oldschool mit einem einfachen Spinner, der ziemlich prompt einen vorzeigbaren 94er Hecht produzierte. Und am Nachmittag unter dem anhaltenden Kopfschütteln meiner Kumpels mit einem Popper, mit dem sich gegen Abend tatsächlich noch ein allerdings deutlich kleinerer überlisten liess. Hehe. Ist halt genau meine Fischerei, auch wenn das Köderchen nichtmal ein Zehntel dessen auf die Waage brachte, was ich hier sonst so um mich feuere. Mein Oberwasser trocknete aber im Laufe des Sonntags ziemlich ein, denn egal was wir versuchten, es ging rein gar nichts. Erst spät sammelte Jörg noch einen kleinen Barsch ein, dazu einen eher jugendlichen Zander, und Marco erwischte auch noch zwei davon. Also gerechtes Unentschieden zwischen uns, allerdings auf erschreckend niedrigem Niveau. Trotzdem waren es schöne Tage, und irgendwie genussvoll für mich, mal wieder ganz anders und in anderer Umgebung als nun schon so lange von den Seychellen gewohnt zu fischen. Auch hierzu ein paar Bilder, diesmal aber mit zumindest einem Fisch:

Abgerundet wurde meine Angelei während dieser Reise durch ein paar Stunden Werfens auf Meerforelle an der Ostsee. Die werden ja nicht umsonst Fisch der tausend Würfe genannt, und von meinen vielleicht 200 fand erwartungsgemäss keiner das Objekt der Begierde. Aufgrund angesagter 35° hatte ich die dünne PVC-Wathose geschnappt, aber bei dann doch nur 17° in beissendem Wind und ähnlicher Wassertemperatur gingen die Gedanken zur warmen Neoprenversion, während ich mir gepflegt den Allerwertesten abfror. Nach alledem traf ich dann am 20. Juli wieder hier auf den Seychellen ein, nur um diese ebenfalls windig, kalt und nass vorzufinden. Das besserte sich zwar im Laufe der folgenden Tage etwas, es wurde trockener und wärmer, und der Südost oszillierte um die üblichen 18-20kn. Rundhorchen nach angelrelevanten Infos aus den letzten Wochen brachte exakt nichts zu Tage, ausser das Mervin endlich sein neues Boot zu Wasser bringen konnte. Sehr schön, und ich kann es nicht erwarten, darauf mit ihm in See zu stechen.

Aber seither und immer noch liegt es nun festgemacht und unbeweglich, denn der Wind erlaubte weiterhin keine Opportunitäten. Insofern liess ich denn auch meinen Kahn erstmal im Schutz der Lagune in Baie St. Anne. Fliegenfischen war auch keine Option, denn hier in der Hausbucht als einzig geschütztem Platz hatten die durch Unterströmung aufgeworfenen Wellen das Wasser eingetrübt, und dazu Kraut gebracht. Auch ankern all die Segelcats, die hier derzeit nächstens Schutz suchen, nun so nah am Hausfelsen, dass jeder bessere Fisch in deren Ankerketten ziehen würde. Irgendwo Spinnfischen wäre noch gegangen, aber täglicher Austausch mit Levi und seinem Sohn, die das eine Woche lang ganztägig betrieben, wirkte nicht gerade motivierend. Die beiden haben wirklich ausdauernd geangelt, und aus gelegentlicher Aktion kamen auch ein paar ansprechende Fische zum Vorschein, aber es war doch insgesamt sehr zäh. 

Erst am vergangenen Freitag gab es tatsächlich ein kleines Loch im Wind, angesagt waren erstmalig knapp unter 15kn. Also beschloss ich, das Boot heim zu holen, und unterwegs ein paar Stunden leichtes Jigging auf Küchenfische einzulegen. Normalerweise werden das so rund 20 in 4-5 Stunden, aber diesmal kamen mühevoll gerade mal 10 zusammen. Und das trotz Mervin an Bord, der auch eindlich mal wieder ein bisschen angeln wollte. Im La Digue Channel drifteten wir ordentlich mit dem Wind, und es wirkte, als hätte man gut auch weiter oder sogar zum Drop fahren können. Aber bisschen weiter nördlich aus dem Schutz von Praslin heraus trieben wir plötzlich in den Wind. Sprich die Strömung muss derbe genau in diesen hinein pumpen, und damit wird es draussen wohl weiter richtig unangenehm sein. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass einige Boote diesen ersten irgendwie fischbaren Tag nutzen würden, aber offenbar war niemand unterwegs. Insofern ist das anglerisch hier derzeit alles eher suboptimal, und wir harren notgedrungen besserer Zeiten.

 

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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