Reports Februar 2020

29. Februar 2020 - Bildcollagen zum Vergrössern anklicken

Ein Februar ohne Report zur Monatsmitte ist sicher ungewöhnlich, aber da beinahe durchgehend starker Wind die Angelei fast auf Null runter fuhr gab es einfach kaum etwas zu berichten. Greg (Bite Me) kämpfte sich zwei Mal mit den selben insistierenden Gästen zum Drop hinaus, um dort zu jiggen. Für die Bedingungen lief das nicht schlecht, aber nach jeweils drei Stunden in rauer See, einer rasenden Drift, und somit schwersten Jigs kämpften sie sich gegen die Welle wieder zurück nach Praslin. Jochen aus Deutschland, der letztes Jahr schon hier mit uns fischte, wartete unterdessen auf besseres Wetter. Damit er derweil zumindest ein bisschen fischen konnte kam ihm mein Tipp beszüglich des einzig geschützten Spots, der mir letzten Monat den schönen Golden Trevally auf Fliege brachte, natürlich zupass. Und ebenso, dass dort auch für ihn noch einer zu ernten war. Spitzenfisch, der auf die Fliege den arttypischen langen Drill und am Ende ein tagelanges Grinsen bescherte.

Aber in den folgenden Tagen tat sich auch dort nichts Nennenswertes mehr, so dass ich in Ruhe das ziemlich üble Tropenfieber auskurieren konnte, das mich für fast zwei Wochen ziemlich umgenietet hatte. Deswegen bin ich auch am 08. nicht mit, als Jochen endlich zusammen mit dem dem skandinavischen Angler Ludvig und Mervin (Divinity) zum Drop konnte. Es war auch da arg ungemütlich draussen, aber die Jiggerei lief recht ansprechend. Dazu liessen sich zwei Gelbflossentune auf Popper haken, und ein 2m Bullenhai auf Jig gab Jochen gründlich Saures. Leider gibt es von dem kein Bild, da sich das Viech nicht mehr weit vom Boot entfernt doch noch verabschiedete. Der Unmut darüber hielt sich jedoch insbesondere bei Bordzahnarzt Mervin in Grenzen, denn sowas ist kein angenehmer Patient.

Erst zur Monatsmitte zeigte sich der Wind etwas weniger stetig. Trotzdem blies es oft heftiger als angesagt, und der sehr nette James aus England hatte daran auf einer Drop Off Tour am 16. ganz ordentlich zu knabbern. Schon als wir dort draussen ankamen war nicht recht fit, und nach ein paar ersten Jiggingfischen und einer erneuten Begutachtung seines zuvor eingenommenen Frühstücks musste er abwinken. Wenn das Boot fuhr statt zu dümpeln ging es etwas besser, und auch aufgrund des in Wind und Welle anzutretenden Rückwegs schleppten wir nach Hause. Der erhoffte Sailfish zeigte sich dabei leider nicht, und so mussten zwei Wahoos die Tour halbwegs retten.

James stornierte nachvollziehbarerweise seinen für den übernächsten Tag geplanten zweiten Trip. An dem Morgen waren die Bedingungen allerdings zum Fliegenfischen nahe des Flughafens okay, und so lud ich ihn ein, mich dazu zu begleiten. Das wurde ein richtig netter Vormittag, der unter regem Austausch von Angelerfahrungen und viel trockenem Humor neben ein paar kleineren Fischen auch noch drei schöne Brassy Trevallies auf Popperfliegen einbrachte. Nicht froh war der letzte davon, der noch direkt vor uns von einem kaum zu vertreibenden Hai angegangen wurde. Wir hingegen hatten richtig Spass, und ich war ziemlich erleichtert, dass der echte Gentleman wenn auch jenseits des eigentlich angedachten Programms eine offenbar eindrücklich positive Angelerfahrung aus Praslin mit heim nehmen konnte.

Nochmals zwei Tage später ging es erneut für Jochen und Mervin zum Drop. Diesmal im Team mit Angler Dominik und mir. Die Popperruten waren natürlich auch an Bord, aber der morgens gleich gefundene, grosse Trupp Tune tauchte immer ab, wenn wir ran wollten. Nur während des Jiggings und bei abgeschalteten Motoren kamen welche ein paar Mal in Wurfweite, und zwei liessen sich haken. Die Jiggerei lief hingegen sehr solide. Bisschen unterhalb des Üblichen was die Gesamtzahl der Fische anging, aber es waren ein paar wirklich Anständige dabei.

Dominiks Doggie, links oben zu sehen, raste so dermassen davon, dass wir einen viel Grösseren erwarteten. Einzig andere Option war eine Aussenhakung, und leider zeigte sich genau das, als der Fisch endlich auftauchte. Trotzdem war das ein wirklich beeindruckender erster Run gewesen. Einfach mal den kurzen Videoclip auf Facebook hier anschauen, und dazu zum 20. Februar runterscrollen. Lohnt sich! Entlang der folgenden Woche oszillierte die Windgeschwindigkeit um 15 Knoten, und die etwas laueren Phasen dazwischen wurden zu einigen Trollingtouren genutzt. Weiterhin ist die pelagische Aktivität auf dem Plateau deutlich höher, und die Segelfische sind in guten Zahlen unterwegs. JD (One Love) hatte einen Grossen, Brandon (Island Rhythm) zwei, und Mervin gleich drei an einem halben Tag. Allerdings gab es, obwohl wir ja in der Saison für diese sind, erstaunlich wenig Marlin-Sichtungen. Nur Mervin verlor mal einen, da der Gast ungeschickt und sicher versehentlich den Bremshebel komplett öffnete. Das Vogelnest auf der Rolle kam dem Fisch natürlich gerade recht. Für die Boote aus Mahe sah es etwas besser aus. Ein Marlin wurde mit knapp unter 500lb eingewogen, und der lokale Angler Darryn releaste diesen.

Richtig übel entwickelte sich noch ein Nachmittag GT Poppern und Jigging auf dem Plateau mit Mervin für den deutschen Angler Dietmar. Vormittags war der Wind lau, und ein paar verteilte, kleine Schauerwolken schienen kein Problem, so dass wir Fregate im Süden ansteuerten. Während zur Ebbe ein paar Spots ohne grossen Erfolg mit Jigs abgegrast wurden, verfinsterte sich der Himmel binnen Minuten von Norden, der Wind briste mächtig auf, und der Regen begann zu hämmern. Damit war erstmal ein ungemütlicher Rückzug in den Windschutz von La Digue angesagt. Dort wurde das Jigging kaum besser, und dazu nahmen sich die Haie fast jeden gehakten Fisch. Diese waren auch als einzige an den Poppern interessiert, und der Regen hörte ebenfalls nicht mehr auf. War eine ganz üble Tour unter allen Gesichtspunkten ausser Dietmars ungebrochenem Frohsinn, aber mehr als diesen Bluefin Trevally gibt es davon trotzdem nicht zu zeigen.

Positiv war eigentlich nur dass wir endlich Niederschlag bekamen, denn bisher war die ganze Regenzeit viel zu trocken. Die Vorhersage verhiess mehr davon, zusammen mit den für diese Schauerzellen typischen Windspitzen. Zwar kam davon zunächst deutlich weniger als angesagt, aber bei den Aussichten wollte natürlich trotzdem niemand mehr raus. Am 27. war morgens der Wind jedoch tatsächlich ganz weg, und über Nacht hatte sich sogar die aufgewühlte Bucht hier vor meiner Bude so sehr beruhigt, dass ein bisschen Fliegenfischen möglich schien. Dazu raubten Trevallies mächtig, also schnappte ich mir die Rute und gab Fersengeld zum Lieblingsfelsen. Das brachte gleich mal gut 15 scheinbar glasklare und in der Rute fühlbare Attacken bei den ersten vielleicht 10 Wüfen, aber keiner hing. Ein schneller Fliegenwechsel auf ein statt 10cm nur halb so grosses Exemplar brachte hingegen sofort den erhofften Effekt - Rute richtig krumm. Der Brassy Trevally wurde während des kompletten Drills bis direkt an den Felsen von seinen Kumpels begleitet, da waren also noch mehr davon. Aber nach dem Release haben die wohl einen gemeinsamen Rückzug angetreten, denn in den folgenden zwei Stunden, bis mich der wieder einsetzende Wind vertrieb, tat sich nichts mehr. Gestern Morgen war es allerdings wieder fischbar, und zwei weitere liessen sich neben einer Reihe kleinerer Fische noch fangen. Dazu gab es reichlich Nachläufer, Fehlbisse, und ein richtig Guter stieg leider im Drill aus - das waren ein paar sehr unterhaltsame Stunden. Schade nur dass die angedachte Nachmittagssession mit Andre vom Wind verblaseen wurde, und nun ist die gestern noch perfekte Bucht wieder zum krautigen Michkaffee verkommen. 

Immerhin ging hier zu einer an sich völlig unmöglichen Zeit mal wieder `was, und ohne das Privileg, genau hier zu wohnen, wäre mir das wohl entgangen. Ist also auch immer Glück im Spiel. Die Erkenntnis dass eine drastische Reduzierug der Mustergrösse funktioniert wird obendrauf wohl für künftiges Fliegenfischen nützlich sein. Mein Boot hingegen wurde während des ganzen Monats völlig vernachlässigt, wenn man von ein paar Stunden absieht. Musste halt mal die Motoren laufen lassen, und hab dazu eine Popperrute an die Hafenfelsen mitgenommen. Dort ging es richtig rund, sofort kam ein Trupp aus einen halben Dutzend allerdings nicht richtig grosser GTs der Meterklasse zwei Mal hinterher. Aber in deren Geschubse bekam keiner den Popper zu fassen, und auch auf der anderen Seite der Struktur liess sich keiner der geraisten Doggies haken. Waren ebenfalls keine Riesen mit 5-15kg, aber immerhin sind sie nach Jahren der Abwesenheit mal wieder da. Und sobald die Möglichkeit besteht schaue ich da sicher nochmal genauer nach. Allerdings erst wenn das Wetter wieder besser ist, denn heute pfeift und schüttet es mal so richtig.

 

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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