Reports Januar 2018

31. Januar 2018

Auch in der zweiten Monatshälfte wurde hier leider kaum geangelt. Es war weiterhin fast durchgehend sehr windig, auch der jahreszeitlich übliche Regen hat sich eingestellt, und diese Kombination zieht dann auch den letzten paar verbliebenen Touristen den Zahn. Olle und Sanna aus Schweden, mit denen ich schon seit Monaten vor ihrer Reise in Kontakt war, wollten aber unbedingt je ein Mal zum Jiggen an den Drop und einen Tag auf GTs poppern. Langsam lief den beiden die Zeit davon, also musste zumindest das zweite Projekt am 18. bei allerdings recht widrigen Bedingungen mit Mervin (Divinity) angegangen werden. In Anbetracht der Umstände lief es aber gar nicht so übel. Nachbeide je einen Baby-GT fingen verlor Sanna einen richtig Schönen, der um die 40kg gehabt haben müsste, schon recht nah am Boot. Von einigen weiteren geraisten Exemplaren blieb leider nur eines bei Olle hängen, aber mit diesem GT von rund 23kg hat er sich einen Traum erfüllt.

Für den nächsten Tag sah die Vorhersage minimal besser aus, also wurde das Jigging auch gleich durchgezogen. Mittags waren die Bedingungen tatsächlich halbwegs kommod, aber davor und danach doch sehr grenzwertig. Im Flachen biss es wie zumeist richtig deftig, aber der übliche Mix liess sich nicht recht blicken; Jobfish dominierten das Geschehen. Doggies in teils guten Grössen verfolgten die armen gehakten Jobs des Öfteren bis nah ans Boot, hatten aber kein weitergehendes Interesse. Versuche im tieferen Wasser zwischen 60 und 120m brachten dann Abwechselung ins Spiel. Neben Groupern und einem versprengten Tun kamen auch einige Amberjacks sowie ein wirklich kapitaler Rainbow Runner zum Vorschein.  Insgesamt wurden so um die 40 Fische gefangen. Also insgesamt doch etwas unter Schnitt, aber nicht schlecht. Insofern waren die beiden sehr netten Angler zufrieden.

Davon abgesehen ging sehr wenig. Es gab eine Handvoll Trolling-Ausfahrten verschiedener Boote, und diese erbrachten mehr oder weniger gut gefüllte bunte Tüten aus Bonitos, Tunen, Wahoos und Dorados. Sails machen sich hingegen rar, nur einer wurde gemeldet. Ab Mahe fuhren die grossen Boote ein paar Mal, Special K hatte Sailfish. Ebenso die grosse 60 Fuss Viking Island Star, die an fünf Tagen drei davon sowie zwei Marline releasen konnte. Die eigene Angelei lag auch ziemlich brach, bei dem Wetter ist es auf dem kleinen Boot und dazu noch allein einfach zu gefährlich, draussen herumzuschippern. Irgendwann musste ich es allerdings mal ein bisschen bewegen, und am 23. ging es nachmittags zumindest so halbwegs. Um eine extreme Ebbe herum tat sich jedoch wenig. Je eine Stunde Poppern an den beiden einzig möglichen Stellen, die gelegentlich mal einen GT abwerfen, brachte nichts ausser Garfish. An einem dieser Plätze und auch im später noch angefahrenen La Digue Channel standen laut Sonar reichlich Fische zum Jiggen, aber auch die waren nicht gut drauf. Einige Jobfish für die Pfanne kamen erst deutlich nach dem Niedrigwasser in die Gänge, und vorher bissen nur ein paar kleinere Grouper. Insofern war ich eher überrascht, dass plötzlich mal zwei gleichzeitig am Jig hingen - wahrscheinlich frisch verheiratet.

Entlang der folgenden Tage war es sehr windig und dazu regnerisch, insofern lag die Angelei total brach. Am vergangenen Samstag bin ich über`s Wochenende nach Mahe rüber und hatte die Fliegenrute im Gepäck, um mal den einen oder anderen Spot zu erkunden. Zwei Aktionen konnte ich zeitlich unterbringen, eine Option war das Riff entlang der Südostküste. Dort sah das Wasser zwar passabel aus, aber es regnete in Strömen, während der Himmel gen Westen etwas heller aussah. Also bin ich rüber zur Anse La Mouche, die laut Karteneindruck halbwegs geschützt vor dem natürlich weiterhin um 14 Knoten blasenden Westwind hätte sein sollen. War sie aber nicht, stattdessen trüb, wellig und verkrautet. Dazu war auch noch der Wasserstand um diese Mittagszeit zu hoch, aber mir blieben nur noch 2 Stunden Zeit, so dass ich nicht mehr ausweichen konnte. Habe mich insofern auf einen relativ kleinen und zumindest etwas geschützten Bereich beschränkt, wo ich zumindest meine Füsse sehen konnte, und ein paar Übergänge zwischen Sand und Seegras sowie einige Felsen abgeklappert. Diese bringen um Praslin eigentlich immer ein paar wenn auch kleine Fische, dort jedoch ging absolut nichts. Ich weiss aber aus verschiedenen zuverlässigen Quellen, dass auf dem letzten Endes wirklich weitläufigen Flat Einiges zu holen ist, und bei idealen Bedingungen ist das Fliegenfischen dort sicher ein Traum. Nachmittags stand ich dann in Victoria bei Marine Charter parat, um das Weigh-In des alljährlichen Marlin Slam Tournaments anzuschauen. Von den insgesamt angetretenen 8 Booten kamen aber nur 5 wieder rein. Eines hatte technische Probleme gemeldet, die anderen beiden offenbar nichts Wesentliches gefangen. 

Lange Jahre lautete die einfache Tunierregel „Biggest Marlin takes it all“, aber das führte halt dazu, dass jedes Boot auch den kleinsten Marlin mitnahm, weil es ja der Einzige im Tunier und damit ein Siegerfisch hätte sein können. Vor zwei Jahren wurde das Reglement dahingehend geändert, dass das Mindestgewicht für einen angelandeten Marlin nun 150kg beträgt. Für Kleinere an der Waage gibt es hingegen nun gar keine Wertung mehr, releaste Billfish hingegen bringen Punkte. Insofern waren alle ziemlich überrascht, als das Team Ushaka zwei Marline auslud, denen so ziemlich niemand die 150kg zutraute. Und prompt blieb die Waage beim grösser wirkenden bei 144kg stehen. Der fiel also raus, und war leider umsonst dem Leben entrissen worden. 

Sicherheits-halber wurde dann noch der andere, etwas schmächtiger wirkende gewogen, und zur allgemeinen Überraschung hatte dieser 151,9kg. Da hatte offenbar jemand einen ganz präzisen Blick gehabt – oder Glück. Wie auch immer, letzten Endes hat das Team den Turniersieg in jedem Fall verdient, denn sie hatten auch noch zwei weitere, kleinere Marline releast. Zwei andere Boote releasten beide jeweils einen Marlin und einen Sail, somit ergaben sich insgesamt 6 Marline von 8 Booten - das ist anständig, gerade in Anbetracht der widrigen Bedingungen. Ungewöhnlich dünn fiel diesmal jedoch der sonstige Beifang anderer Arten aus. 

Natürlich gab es ein paar Dorados, Wahoos und Tune, aber ausser diesem ordentlichen Yellowfin von 44kg, ebenfalls von Team Ushaka, war nichts Beson-deres dabei. Sonntag Mittag konnte ich nochmals 3 Stunden mit der Fliegenrute einbauen. Diesmal in Port Glaud vor dem wirklich sehr angenehmen Ephelia Resort. Die Bucht vor der Anse Illot war einigermassen geschützt, das Wasser halbwegs klar und nur weiter draussen leicht wellig. Wieder war der Wasserstand jedoch eher ungünstig, kurz nach einer kleinen Flut, so dass ich einige Ecken wie den sehr interessant aussehenden Kanal zwischen Festland und der kleinen, offenbar namenlosen Insel, auf der zur Zeit ein russisches Big Brother gedreht wird, nicht erforschen konnte. Auch an die Riffkante war nur an einer Stelle ein Rankommen. Der bewatbare Bereich war trotzdem so weitläufig, dass ich ziemlich durchs Wasser pflügen musste, um einen möglichst umfassenden Eindruck zu bekommen, und es ist so ziemlich alles geboten: Sandbänke mir Rinnen, Ecken mit etwas schlammigerem Grund und sichtbaren Frasstrichtern von wohl Bonefish oder Golden Trevallies, krautigere und koralline Bereiche – wirklich toll. Leider war es etwas bewölkt, so dass das Foto (zum Vergrössern drauf klicken) das alles nicht so wirklich raus bringt. 

Und tolle Fische gibt es dort auch, ich sah einige ordentliche Permits bis ca. 2kg und Queenfish bis 5kg, dazu einige weitere nicht identifizierbare Schatten. Aber die waren wie üblich alle zu schlau für mich. Dass ich allerdings erneut nicht mal einen Biss von einem kleinen Snapper oder Pompano bekam hat mich dann doch sehr überrascht. Hier auf Praslin blieb ich selbst unter widrigsten Bedingungen bei um die 50 Gängen nur ein einziges Mal ohne jeden Fisch. Normalerweise sind es ein paar pro Stunde, und nach allem, was ich so mitbekomme, ist das auch an diesen beiden Plätzen auf Mahe üblich. Vermutlich waren die Fische also zu den gefischten Tages- und Tidenzeiten komplett „off“. Trotzdem stehen bei nächster Gelegenheit erneute Gänge an beiden Spots weit oben auf meiner Wunschliste, und speziell Port Glaud ist bei nordwestlichen Winden nach meinen Eindrücken die Ecke mit den besten Bedingungen. Wie es besser geht zeigten Greg und seine offenbar wirklich versierten Gäste aus Finnland, die hier um Praslin am Samstag auf Aquatic Dream fischten. Leichteres Poppern brachte nur Nachläufer, also griffen sie trotz des starken Windes zu den Fliegenruten, und das lief schlicht phantastisch: Rund 20 tolle Fische in nur zweieinhalb Stunden, darunter fast das ganze, breite Spektrum an Trevallies. 

Vielleicht sollte ich es auch mal vom Boot aus versuchen, aber dazu muss erstmal eine sinkende Leine her, und das Wetter besser werden. Selbiges war seit dem Wochenende ziemlich grauslich, windig und sehr nass. Heute hingegen ist es halbwegs heiter und vom Wind her schaut es sogar fischbar aus. Aber dieser Report ist ja fällig, und so hoffe ich sehr, dass es bis morgen hält und ich in irgendeiner Form auf`s Wasser komme, bevor der Wind laut Vorhersage wieder zulegen soll.

 

15. Januar 2018

Das neue Jahr startete anglerisch hier auf den Seychellen eher enttäuschend. Das lag allerdings weniger an den Fischen, sondern vielmehr am Wind. Es blies fast durchgehend mit um die 15 Knoten, nur gelegentlich flaute es ein wenig ab, aber ruhig genug für anglerische Ambitionen jenseits von Trolling war es fast nie. Und selbst Letzteres war trotz ziemlich guter Fänge und zahlreicher Billfish kein Zuckerschlecken. Wie für die Feiertagstouristen üblich waren viele Trips nur als halbe Tage angesetzt, aber eine ganze Menge davon endeten noch zeitiger, nachdem sich die Gäste ihr Frühstück nochmals hatten durch den Kopf gehen lassen müssen. Am 03. ging es halbwegs mit dem Wind und Greg (Aquatic Dream) hatte einen Gast, der unbedingt Pelagische auf Fliege fangen wollte. Einen geraisten Sail verpasste er, beim Fahren eines Kreises um den vielleicht doch noch zu kriegen, stieg dann dieser Tun ein. 

Während des Drills tauchte der Sail tatsächlich nochmals am Teaser auf, aber der Köder war ja durch den Tun besetzt. Ärgerlich! Auch ein paar andere Boote waren unterwegs, fingen kleinere Gamefish und ein paar Sails waren ebenfalls dabei. Am noch halbwegs fischbaren Folgetag zeigten sie sich wieder hier und da, waren aber kiebiger. Greg erwischte und releaste diesen hier.

Die Tage danach waren sehr windig, ein paar Leute versuchten es jedoch trotzdem zumindest für ein paar Stunden. Es war aber ein hartes Brot, jeder Fisch wie zum Beispiel 6 Wahoos an einem Treibgut durch Bertrand (Yam Sing) oder eine Handvoll Tune von Edwin (Dan Zil) wurde erkämpft und erlitten. Am Samstag dem 06. sah es ein wenig ruhiger aus. Also bin ich auch mal los, um zumindest ein paar erste Fische des neuen Jahres zu fangen, was auch immer. Nach mehr als einem Monat der Nichtbenutzung hatten sich allerdings Teile der Bordelektrik verabschiedet, also blieb ich sicherheitshalber in unmittelbarer Inselnähe, und jiggte ein paar Stündchen. Dabei kamen insgesamt 34 Fische, darunter einpaar Green Job sowie verschiedene Grouper wie dieser Moontail herum.

Auch Trevallies aller Art standen in der Ecke, darunter die offenbar dort momentan recht zuverlässig anzutreffenden Goldens. Vier liessen sich fangen und releasen, zwei grössere hingegen gingen leider verloren. Der eine davon war ein echter Riese, der mich am leichten Jig-Geschirr mehr als eine halbe Stunde beschäftigte, nur um dann kurz unter dem Boot doch noch auszusteigen. Selten so geflucht, den hätte ich natürlich lieber hergezeigt als dieses Durchschnittsexemplar. 

Insgesamt war das aber auch für die anderen Boote ein Tag voller Action. Greg verlor einen wirklich fetten Marlin von gut über 250kg im Sprung und hatte gut Beifang. Mervin (Divinity) verlor am Drop einen Kleineren um 120kg, fing fette Wahoos, Dorados, und musste einen Sail von 40kg mitnehmen, der leider tot ans Boot gekommen war. Dazu musste er den an sich völlig trollingaffinen Gast fast zwingen, es mal kurz mit Jigging zu probieren.

Nachdem dieser aber ein paar Amberjacks und weitere Fische gedrillt hatte, war er völlig infiziert und wollte an den folgenden Tagen unbedingt auch dazu nochmal raus, aber das Wetter gab es schlicht nicht mehr her. Für den folgenden Morgen waren nur 6 Knoten Nordwest angesagt, also bin ich trotz des waidwunden Bootes im ersten Licht zum Poppern los. Tatsächlich herrschte zunächst sogar totaler Ententeich, die See war spiegelglatt und am Spot war das Wasser glasklar. Man konnte um die Struktur wunderbar einen riesigen Schwarm Yellowspotted Trevallies und um diesen wiederum grosse Haie kreisen sehen. Gespeist wurde allerdings kein bisschen. In den folgenden Stunden, bis der Wind wieder voll einblies, liess sich nichts raisen ausser einem kleinen Weissspitzenhai, der offenbar nicht aufgepasst hatte. Danach ging ausser ein wenig hartem Trolling wieder lange nichts bis zum 13. Auch da war es zwar sehr rau, und der kleine Jigspot kaum befischbar, aber nachdem ich zwischenzeitlich die Mängelkarte auf dem Boot abgearbeitet hatte, musste es natürlich trotzdem sein. Ein paar Jobfish für die Küche kamen herum, zwei Golden Trevallies liessen sich auch noch haken. Der eine war in der harten Strömung von 2,5 Knoten nicht vom Grund zu lösen. Während ich den zweiten in etwas flacherem Wasser drillte kam Greg vorbeigeschippert und filmte ein wenig mit seiner GoPro. Leider kam der Fisch bei der Landung los, somit nur ein Bild von kurz vor dem Ärgernis.

Auch die zwei Popperspots kurz vor dem Hafen wurden noch intensiv beabeitet, dabei liess sich tatsächlich ein GT um 20kg raisen. Dieser schwamm aber nur hinter dem Popper her bis zum Boot und verschwand dann in der Tiefe. Abends briste es dann schon wieder mächtig auf, und seither ist an Angeln nicht mehr zu denken. Auch auf Mahe sah es aufgrund der Bedingungen ganz ähnlich aus: Die grossen Boote fuhren gelegentlich und fingen gut. Die private 9G vermeldete z.B. an einem Tag 2 aus 4 Blauen Marlinen, Special K und Alati fingen ebenfalls ordentlich Sails sowie den einen oder anderen Marlin.

Und Fliegenfischen? Hab ich trotz des Windes und viel treibenden Krautes zwei Mal probiert. Kleine Fische kamen wie immer reichlich herum, Grössere waren nicht zu sehen. Aber ein gar nicht so kleiner Squid um 40cm machte Freude. Das Kerlchen hatte sich offenbar in meine Fliege völlig verknallt und griff sich diese immer wieder direkt vor meinen Füssen. Auch dass das Tierchen dabei etliche Male am Haken hing und trotz seines Jetantriebs nicht vom Fleck kam, störte es offenbar kein bisschen, es blieb einfach da. 

Die ganze Show zog sich über etliche Minuten, auf Facebook gibt es ein kurzes Video dazu. Vermutlich hätte ich es auch einsammeln und verzehren können, aber irgendwie hatten wir uns irgendwann soweit angefreundet, dass ich das nicht über mich brachte, und mich samt der angehimmelten Fliege trollte. Hoffe, es hat ihm nicht das Herz gebrochen. Mein Seelenheil hingegen steht kurz davor, ernsten Schaden zu nehmen, wenn der nervige und nun seit 8 Wochen andauernde Wind sich nicht bald mal legt.

 

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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