Reports Juli 2014

31. Juli 2014

Im Zuge der beginnenden Sommerferien fanden sich langsam aber sicher wieder mehr Touristen auf den Seychellen ein und auch der Südost war zumindest tageweise kooperativ. Damit kam dann auch prompt wieder etwas mehr anglerische Aktivität auf. Die erste Woche des Juli war allerdings noch komplett leblos, einzig Andre hatte ein kleines Fly-Guiding bei dafür relativ untauglichem Wind, aber trotzdem kamen dabei einige Bonitos herum. Perfiderweise ergaben sich die kurzfristigen Windlöcher zunächst immer an den Tagen nach den letzten WM-Spielen, und die mitternächtlichen Anstosszeiten hielten so manchen - auch mich - davon ab, am nächsten Morgen fischen zu gehen. Am 08. bin ich nachmittags mal mit der Spinnrute los und da sich im La Digue Channel Vögel und darunter Bonitos fanden habe ich die mal eine Weile angeworfen. Dabei kamen insgesamt 3 Stück herum. Klingt nicht spektakulär, ist es aber. Am leichten Gerät bieten diese Fische von vielleicht 4kg unglaubliche harte und lange Drills. Am gleichen Tag hatte Simon (Island Rhythm) eine Tour zum Drop Off und verbuchte nebst einigen Dorados satte 24 Gelbflossentune. Da kommt natürlich keine Langeweile auf. Zeitgleich waren sowohl Christopher (Ella) und Greg & Andre (Pipsqueek) mit Kumpels zum Trolling draussen und fingen ebenfalls richtig gut: Auch bei ihnen kamen reichlich Gelbflossentune und dazu Wahoos in die Boote.

Tags drauf hab ich das Bonitospinnen dann gleich nochmal probieren wollen, aber es waren keine am Platz. Irgendwann liess sich dann ein einsamer Winzling fangen und wurde als Ködermaterial beim leichten Grundangeln in einen Satz Bodenfische umgetauscht: Korallenemperors, Longmouth Snapper, Grouper, Pickhandle Barracuda & Jobfish, dazu noch einen releasten Remora - alles in allem ein gutes Geschäft. Leider dämmerte es schon ziemlich, deshalb ist das Foto nicht das beste.

Am 10. war der Wind mittags überraschend auf vielleicht 5 Knoten zusammengefallen, und so war dann spontan sogar poppern knapp möglich. An einer Doppelstruktur im Nordwesten von Praslin war das Wasser allerdings doch so unruhig, dass sich die Köder kaum vernünftig führen liessen. So blieb es dort zunächst bei zwei grossen Jobfish-Nachläufern, die allerdings nicht beissen wollten. Hätte ich allerdings bei dem miesen Köderlauf wohl auch nicht. Bin dann noch rund 1,5SM weiter raus auf ein Plateau. Dort zog dann gerade ein Schwarm raubender Bonitos und Tune durch, sodass ich diese unter ständiger Verfolgung zunächst mal anwarf. Ausser zwei Fehlattacken von Bonitos kam dabei allerdings nichts herum. Auf dem Weg zurück zum Plateau hab ich dann einen Wobbler geschleppt. Dabei biss zunächst ein Tun und wenig später noch ein wirklich ausserordentlich fetter Bonito.

Zum poppern auf der Bank blieb mir aufgrund hereinbrechender Dunkelheit dann nur noch eine Stunde. In der gab es immerhin noch einen Biss. Der mittlere GT von vielleicht 25kg hing auch aber nach ein paar Sekunden war er leider ab. Sehr schade, das hätte den Ausflug nett abgerundet. Christian (Djab Lavwal) hatte morgens einen halben Tag und konnte mit einem Sail, einem Dorado und 13 teils fetten Wahoos glänzen. Dem gegenüber standen allerdings 4 verlorene Lures und damit ebenso viele weitere Wahoos, die das Mono kappten. Was für eine Bissorgie! An den nächsten beiden Tagen war der Wind wieder ziemlich stark, aber Simon hatte nochmal ein Trolling, das mit einem Mix aus Tunen, Dorados und Wahoos ebenfalls erfolgreich war. Am 13. war es wieder deutlich ruhiger, und ich bin quasi als Aufwärmprogramm für`s WM-Finale nochmal mit der Popperrute los gen Sisters. Auf dem weg sah ich einen Sail springen. Am zuerst befischten Felsen zwischen Big Sister und Felicite gab es Nachläufer von 2 grossen Jobfish und 2 Haie konnte ich durch abstoppen des Poppers gerade eben vermeiden. Etwas später und weiter nördlich erwischte es mich dann aber doch noch, denn gegen die bereits tief stehende Sonne hatte ich den Hai nicht erkennen können. Zum Glück liess der sich recht geschmeidig abhaken. An diesem Tag war auch Carlos für seinen Chef mit Gästen unterwegs und verlor einen Marlin durch Hakenbruch. Da konnte dann auch eine prall gefüllte bunte Tüte aus Bonitos, Tunen, Dorados, Wahoos und einem Barracuda nicht wirklich trösten. In den folgenden Tagen war es dann erstmal wieder sehr windig, und ich bin nur mal am 18. abends auf der Bucht zum Spinnfischen mit den neu eingetroffenen kleinen IceCream Lures herumgedriftet. Nach einem zum Glück vermiedenen Hainachläufer und einigen Garfish-Attacken schlug es dann aber doch noch nett ein: Der wirklich traumhafte Bluefin Trvally von ca. 7kg machte mir die Hölle heiss und benötigte nach dem relativ langen Drill am leichten Gerät auch eine gewisse Wiederbelebungszeit, aber schoss dann davon. Die Dusche, die ich dabei abbekam störte mich kein bisschen. Die Endphase und Landung gibt`s im Video hier zu sehen.

Am Folgetag waren perfekte 8 Knoten aus Südost und somit auch mal wieder Trolling mit Ted & Peter angesagt. Nach der Beissorgie der Vorwoche waren die Erwartungen ziemlich hoch, aber das lief nicht wirklich rund. Der Wind war übernacht völlig abgestorben - sehr ungewöhnlich -, abgesehen von der Altdünung war die See zunächst spiegelglatt und es ging nichts. Auch die Vögel flogen nur planlos und suchend umher, scheinbar waren Bait und Räuber auf Tiefe gegangen. Erst im Verlauf des Vormittags kam der Wind im Zuge einer Regenfront auf und dann auch gleich relativ mächtig mit um die 12 Knoten. Damit kamen dann immerhin auch Bisse, aber es blieb merkwürdig: Wir haben den ganzen grossen Halbkreis von den südöstlichen bis über die nördlichen Spots geschleppt, aber auf keinem der Plätze gab es Bisse, sondern immer nur vereinzelt irgendwo im Nirgendwo. Am Ende standen dann nebst einem halben Dutzend Bonitos immerhin 3 Dorados sowie ein Wahoo und ein Tun zu Buche, dazu ging noch ein Tun verloren. 

Das ist nicht wirklich übel, aber halt doch deutlich weniger Aktivität als in der Vorwoche. Selbige schien zu der Zeit einfach etwas eingeschlafen zu sein, denn ein anderes privates Boot tat sich am Folgetag ebenfalls schwer. Tags drauf, am Montag hatte Greg dann nochmal eine Tour mit einem Dorado und 3 Tunen, die allerdings fast duch einen Marlin von geschätzten 130kg noch richtig rausgerissen worden wäre. Leider ging der Fisch im Drill verloren denn im  Drill rieb sich am Schwert offenbar das dünne Vorfach durch. Es gibt sogar ein Video, jedoch ist der Fisch aufgrund der Entfernung nur zu erahnen. Insgesamt bestätigte sich aber, dass es in diesen Tagen schwächer lief, denn zwei andere Boote hatten zeitgleich doch einige Mühe, ein paar Fische zusammen zu bekommen, und auch in den Folgetagen waren die Fänge für hiesige Verhältnisse eher mau. Es gab allerdings noch einen ausgestiegenen Marlin, und ein grosser Segelkatamaran, der zur Erbauung der Tagesausflügler eine Leine schleppt,und damit zumeist den einen oder anderen Bonito erwischt, fing einen Sail. Vor dem Hintergrund sah ich dann auch trotz des an sich vielversprechenden Wetters von einer erneuten Trollingtour ab. Aber selbst das Spinnfischen in der Bucht als auch ein Popperversuch bei eigentlich zu rauhen Bedingungen im La Digue Channel brachten nichts ausser einigen Garfish. 

Am Sonntag, dem 27. sollte der Wind wiederum nachmittags etwas nachlassen, und zwar sogar bis auf 7 Knoten. Also nochmal das Poppertackle geschnappt und raus an die Plätze, die ich am 10. bereits beackert hatte. Aus dem Windschutz von Praslin herauskommend musste ich allerdings feststellen, dass es doch mit locker 11-12 Knoten blies, und entsprechend rauh war die See. Dies ganz besonders am ersten Spot, den beiden knapp über die Oberfläche ragenden Felsen - eigentlich unbefischbar. Hab trotzdem mal ein paar Würfe riskiert. Schon beim 4. gab es eine Doppelattacke eines richtig grossen GT von sicher über 40kg, wahrscheinlich erheblich mehr. War ganz froh, dass der nicht hin, denn die Drift lief anders als erwartet und hatte das Boot bereits arg nah an die Struktur getrieben. Das wäre ein sicherer Abriss geworden. Die nächste Drift war etwas besser angesetzt und nach ein paar Würfen war die Rute auch schon brutal krumm. Der Biss war ungefähr 30m vom ersten entfernt gekommen, und ich vermute, dass es der gleiche Fisch war. Jedenfalls war es ein Riese, denn er zog brutal Schnur von der Rolle und dabei das Boot Richtung des Felsens. Hab noch versucht, ihn mittels Motoren wegzuziehen, aber er kam rein, und damit war die Schnur durch. Unglaublich, dass irgendwas bei der Bremseinstellung so abziehen kann. Ich muss wohl akzeptieren, dass der Spot allein nicht zu knacken ist, denn bisher hab ich da keinen GT raus bekommen, und auch noch keinen unter 30kg gesehen. Also mit Puls wie ein Eichhörnchen neu montiert, die Bremse noch härter eingestellt, und die Meile weiter raus auf die Bank geschippert. Da war das Wasser etwas besser und nach ein paar Fehlattacken von offenschtlich kleinen Fischen hing dann nochmal ein Guter. Diesmal ging auch alles glatt, und nach rund 4min Gezerre gab`s kurzen Bordbesuch.

Die ganze Aktion gibt`s auch im Videoclip hier zu sehen. Leider beschlug dabei die Kamera ein wenig, gerade zum Ende hin. Der Fisch schien mir schwerer als meine 25l Spritkanister, aber die 30kg hat er glaub ich knapp nicht geknackt. Aber egal, trotzdem traumhaft. Noch am Rande: Mir waren die Popperhaken ausgegangen und so musste ich diesmal mit Drillingen fischen. Widerhaken natürlich angedrückt, und ich hatte mir auch angelesen, dass manche Experten das sogar gegenüber Einzelhaken empfehlen, da das Loch im Fisch kleiner bliebe. Ich werde aber kein Freund davon, denn selbst die an sich guten Halco-Drillinge bogen sich bereits auf, es gibt mehr Verwicklungen und die Landung - gerade allein an Bord - ist auch deutlich haariger. Mittelfristig muss wohl auch eine noch kräftigere Rute an den Start. Dieser Fisch schaffte es nicht, mehr als 2m Schnur am Stück zu nehmen, aber die Lifting Power war bei diesem an sich hier mittleren Exemplar schon im Grenzbereich, und teilweise dachte ich, den Stock zerlegt`s. Den wirklich Grossen, für die man die Bremse situativ womöglich noch weiter dicht drehen muss, ist damit wahrscheinlich nicht oder nur mit sehr viel Glück beizukommen. Auch am Folgetag war es nochmal relativ ruhig, aber aufgrund von Reisevorbereitungen kam ich nicht mehr auf`s Wasser, und am Dienstag briste es dann wieder ordentlich auf - rien ne va plus. Alles in allem war das ein merkwürdiger Juli. Zum einen aufgrund der doch ungewönlich häufigen Tage und Phasen mit Winden von nur um 10 Knoten, während man üblicherweie Tage mit weniger als 14 an einer Hand abzählen kann. Zum anderen aufgrund der Fänge - oder eben Nichtfänge. Faizal berichtete aus Mahe, dass die hier um Praslin ab etwa dem 20. eingetretene Trolling-Beissflaute dort nicht stattfand - man fing durchgehend, und es gab auch dort etliche Marlin Hookups. Analoge Merkwürdigkeiten für beide Gebiete waren allerdings, dass Segelfische trotz absoluter Hochsaison fast völlig verschollen sind, während sich dafür offensichtlich jetzt schon aussergewöhnlich viele Schwarze Marline auf dem Plateau herumtreiben. Die grösseren bewegen sich offenbar im Kielwasser ihrer Leibspeise - der Tune -, die ja plötzlich im Schwall auftauchten. Die kleineren hingegen scheinen sich an den Schwärmen der kleineren Bludger Kingfish schadlos zu halten. Ob die Marline die Sails vertreiben wie einige sagen, oder denen aktuell bloss das passende Futter abgeht, weiss ich aber auch nicht. Und gerade hörte ich noch von zwei weiteren kleineren Marlinen, die an aufeinanderfolgenden Tagen an einem Standardplatz nahe Praslin eingestiegen waren. 

 

Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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