Reports Juli 2015

31. Juli 2015

Nachdem ich mich im letzten Report - dem kurzen Nachtrag zum Juni - noch wunderte, dass der Südost immer noch nicht richtig eingesetzt hatte, liess er danach nicht mehr lange auf sich warten. In den folgenden Tagen frischte es sukzessive auf, aber ein bisschen liess sich noch angeln. So hatte Greg (Pipsqueek) am 03. einen Fliegenfischer zu Gast, aber war bei dieser Angelmethode schon sehr eingeschränkt auf die Bucht, wo etliche kleine Snapper usw. für einen unterhaltsamen Tag sorgten. Am 04. Juli fischte Mike (Alati) den Blue Marlin World Cup, der jedes Jahr an diesem Datum rund um die Welt ausgetragen wird. Zielfisch hierbei ist ausschliesslich Marlin über 500lb, Kleinere braucht man gar nicht erst anzuschleppen. Das Team hatte insgesamt 5 Raises, aber keiner der Fische hatte auch nur annähernd die Mindestgrösse, also wurden ihnen um Zeitverlust zu vermeiden die Köder vor der Nase weggezogen. Auch mal eine Nummer. Gewonnen hat letzten Endes übrigens ein Boot aus Madeira mit einem Exemplar von 652lb, aber das nur am Rande. Ausserdem übermittelte mir ein Fliegenfischer aus Österreich, mit dem ich Kontakt stand, einige nette Fangmeldungen und Bilder von seinem Aufenthalt auf La Digue.

Vor ein paar Tagen bekam ich von ihm sogar noch einen kompletten, toll geschriebenen Bericht mit fantastischen Bildern und einigen Hintergrundinformationen, die gerade für Flugangler ganz interessant sein dürften. Habe das also als PDF mal hier zum Download eingestellt. Vielen Dank Herr Doktor Hülsemann! Am 08. hatte es bereits deutlich aufgebrist. Martin (Venture) bzw. seine Gäste hatten bei einer Ganztagscharter auf dem Plateau bereits gut zu kämpfen. Leider jedoch mehr mit der See, als mit den Fischen. Mehr als 3 Gelbflossentune der üblichen Grösse sowie einige kleine Bonitos kamen nicht herum.

Danach erlaubte der Wind gute 2 Wochen lang fast gar nichts mehr. Ich hab es zwei Mal mit Spinnfischen in der Bucht probiert, aber ausser ein paar Garfishattacken tat sich abolut nichts. Es gab noch 2 oder 3 minimale Charters, aber diese waren entweder wie bei Mervin (Divinity) eh nur auf 2 Stunden im Windschutz ausgelegt, um für`s anschliessende Barbecue einen Dorado oder so zu erwischen. Oder sie endeten verfrüht aufgrund von Seekrankheit der Gäste wie bei Colin (Aquatic Dream), der nach einer Stunde und einem Tun zur Rückfahrt gebeten wurde. Kein Wunder bei rund 20 Knoten Dauerwind und dem daraus resultierenden Seegang. Die Felsen auf dem Foto sind übrigens rund 5-6 Meter hoch.

Greg hatte auch nochmals eine Kurztour im Windschutz der Sisters, bei der einige Dorados und Bonitos herumkamen. Und ein paar Tage später schleppte er mit einem Gast ganz unter Land um die Felsen, aber das war mit einer Reihe Yellowspotted Trevallies, einem Bluefin Trevally und 2 Jobfish sehr produktiv. Aus Mahe war zwischenzeitlich hingegen rein gar nichts zu hören, nur Faizal konnte einmal glänzen. Dieser Emperor Snapper ist zwar nicht kapital, aber hat eine gute Grösse. Das Besondere ist jedoch, dass er sehr nah an der Küste gefangen wurde - siehe Bildhintergrund.

Aber echte Charters gab es offenbar auch dort drüben keine, und das Wetter liess für das am 24.07. anstehende SSFC Southeast Monsoon Sailfish Tournament die übliche Härte erwarten. Das sollte meine erste Teilnahme werden, denn Ruslan hatte mich eingeladen, mit ihm auf seiner Albemarlin zu fischen. Auf dem grossen, tollen Boot würde das zwar auch nicht gerade eine Butterfahrt werden, aber wohl zumindest irgendwie gehen. Zum besagten Wochende flaute es dann jedoch tatsächlich zumindest ein klein wenig ab. Bin Freitag Nachmittag mit dem Katamaran rüber nach Mahe, und da sah es tatsächlich halbwegs fischbar aus bei ca. 14 Knoten Wind. Während ich in Victoria bei Marine Charter auf das abendliche Skipper´s Meeting wartete, jagten allerdings immer wieder stärkere Böen durch, und für die Nacht waren erneut 17 bis 19 Knoten angesagt, tagsüber dann wieder Richtung 14 abflauend. Als wir also morgens um 03:00 Uhr in See stachen, hatten wir ordentlich Wind und Welle. Ruslan hatte sich am Donnerstag mal testweise Richtung des eigentlich vorgesehenen Angelgebiets um Silhouette - halbwegs nah, zumeist sailfishträchtig und notfalls auch noch mit ein paar etwas windgeschützten Ecken - durchgekämpft, aber in 4 Stunden nicht mal einen Bonitobiss verzeichnet. Damit war der Bereich für die 3 anderen - Ruslan, Patrick und unseren Skippr Joliff - erledigt, und eine Art Abstimmung hatte als Zielgebiet nun den südöstlichen Drop Off erbracht. Na Hurra - in der schwarzen Nacht satte 46 Seemeilen genau in Wind und Welle, was für ein Spass. Haben es zunächst mit um die 16 Knoten Marschfahrt probiert, um bei Dämmerung am Platze zu sein, und mussten dabei natürlich einige harte Schläge einstecken. Irgendwann konnte man dann spüren, dass das ganze Boot in der Luft hing. Gefühlt gute 5 Sekunden, aber es waren reell natürlich viel weniger. Trotzdem jedoch lang genug, dass wir uns alle anglotzten mit dem gleichen Fragezeichen im Gesicht. Der folgende Einschlag auf`s Wasser war dann auch so heftig, dass unter der Steuerkonsole eine Abdeckung ihre Verriegelungen sprengte, aber zum Glück nicht komplett wegbrach. Sonst wäre nämlich die gesamte Systemelektronik, die dort sass, im Himmel gewesen, und wir hätten steuerlos schön noch Mayday ausrufen dürfen. Haben das also notdürftig mit Schnur fixiert, und auf rund 10-11 Knoten gedrosselt. War immer noch heftig, so aber ging dann zumindest einigermassen. Trotzdem wurden alle immer stiller, und zum ersten Mal im Leben hatte ich auf See mit einem flauen Magen zu kämpfen. Währenddessen ging irgendwann ein Alarm los - Kohlenmonoxid in der Kabine unten im Bug. Ruslan checkte, meinte, da sei nix, und klemmte das halt ab. Als es dann hell wurde, und wir so langsam an Ort und Stelle waren, sahen wir, dass in der Lounge, in der wir sassen, alle Oberflächen grau belegt waren. Bei der für dieses Boot mit seinen 1400PS langsamen Geschwindigkeit arbeiten die Turbos nicht, und irgendwie muss die Konstellation mit dem Wind und den Persennings so unglücklich gewesen sein, dass es ohne Ende Abgas reingesaugt hatte. Da gaben dann die anderen 3 zu, dass sie auch alle mit Übelkeit zu kämpfen gehabt hatten - ebenfalls erstmalig, denn Patrick & Joliff sind beruflich auf See. Frische Luft hilft bekanntlich. Somit Fenster auf, raus auf`s Deck, und sofort waren wir alle wieder fit. Als wir gerade die Ruten auslegten gab es rund 50m achteraus einen grossen Strudel und unter unseren verblüfften Blicken schraubte sich plötzlich ein mittelgrosser Bartenwal von vielleicht 12-14 Metern in voller Länge aus dem Wasser - Wahnsinn. Die sind hier nicht so häufig, und so freuten wir uns über die weitere halbe Stunde in dieses Tieres wundervoller Begleitung. Er sprang dann auch noch zwei weitere Male, aber leider bekam ich das nicht auf die Kamera. Es wurde allerdings auch Zeit, sich auf des Wesentliche zu konzentrieren, denn wir bekamen in lockerer Folge Bisse, während wir den Drop in westlicher Richtung entlang und damit bei doch akzeptablen Bedingungen fischten. An der ersten Flachstelle kamen gleichzeitig ein Hundezahntun und ein fetter Jobfish ans Band. Der hätte bei anderen Turnieren fast sicher einen Preis bedeutet, aber in diesem war er keine Wertungskategorie - schade.

An und auf den Erhebungen kamen im Laufe der folgenden Stunden ein weiterer Doggie, 2 Barracudas und noch zwei weitere ähnlich grosse Jobs dazu, während sich dazwischen immer wieder Gelbflossentune der üblichen Handelsklasse zwischen 4 und 7 kg meldeten. Alles gut und schön und unterhaltsam, nur brauchten wir in erster Linie Sailfish. Aber trotz einer schön breit gestreuten Köderauswahl und konzentrierten Ausschaus sahen wir in den guten 6 Stunden da unten keinen Zahnstocher. Haben also gegen spätem Mittag eingeholt, und den Hebel auf den Tisch gelegt, um noch eine Stelle auf dem Plateau rund 18 Meilen vor Mahe abzugrasen. Dort war auch ein anderes Boot, dass sich offenbar ebenfalls zuvor vergeblich am südlichen Drop, wenn auch weiter westlich, versucht hatte. Der Platz produzierte noch 2 Wahoos und endlich auch den ersten Bonito des Tages. Zwischenzeitlich hatte ich aus unserem kleinsten Yellowfin einen grossen Panama-Strip und einen kleinen Kenya-Strip produziert, und ausgelegt. Auch der kleine ganze Rainbow Runner, der ohnehin eher weich, und nach Auftauen ganz labbrig war, musste als Skipbait mit vielleicht einer halben Stunde Tauglichkeit noch dran glauben. Aber auch an der Stelle gab es offenbar keinen einzigen Sail. Kurz vor Schluss gab es dann noch einen heftigen Biss auf den kleinen Kenya-Strip, und ein richtig schöner Wahoo von an die 20kg kam ans Boot. Leider schoss er drunter, drehte sich, und biss das Monovorfach durch. Verdammt! Wir waren da auch schon knapp in der Zeit, und haben also umgehend alles eingeholt. Dabei sahen wir dann unseren einzigen Sail des Tages für einen kurzen Moment und wie zum Hohn. Denn weiter fischen konnten wir aufgrund des Zeitmangels nicht mehr, und stattdessen ging es dann mit Wind & Welle im Rücken bei in der Spitze 35 Knoten zurück nach Victoria, das wir mit einem grosszügigen Zeitpuffer von 5 Minuten um 16:55 Uhr erreichten. Die anderen Boote waren bis auf eines alle schon da, und unter den Blicken der üblichen Menschenmenge mit dem Wiegen beschäftigt.

Ein kurzes Rundhorchen unter den anderen Teams ergab, dass es um Silhouette vor Sails nur so gewimmelt hat. Die dort fischenden Boote sahen jeweils bis zu 20 Stück, aber die Biester waren appetitlos, und jedes fing dort bestenfalls einen. Aber da waren zumindest welche ... Naja, was soll`s. Top war, dass nur ein einziger Sail von allen gefangenen tatsächlich an die Waage kam. Und das durchaus zurecht, denn für einen über 25kg gab es mehr Punkte als für einen releasten, und jener hatte 27,5kg. Eben dieses Boot, das direkt nach uns noch einlief, hatte dazu noch einen Schwarzen Marlin von rund 150kg aussenbords vertäut. Der brachte allerdings keine Punkte, denn Marlin war keine punktewürdige Kategorie. Er hätte allerdings in der Sonderwertung "meiste Billfish Releases" gezählt, aber war wohl fast tot hochgekommen.

Richtig prima kam die Grossleinwand an, auf der die per Regelwerk nötigen Videoaufnahmen von Drill und Release der Sails gezeigt wurden. So bekamen die Zuschauer statt lediglich toter, fliegenumsurrter Fische mal die Action zu sehen, die dahinter steht. Genau der richtige Zug, um die Menschenmenge zu faszinieren, und ein weiterer sinnvoller Move des Seychelles Sportfishing Clubs, um die mittlerweile doch schon recht weit reichende Akzeptanz von Catch & Release weiter voran zu treiben - Klasse! Da wir wie gesagt so ziemlich als letzte reinkamen konnte ich nícht mehr allzu viel filmen, aber ein bisschen `was gibt es hier zu sehen. Wir haben dann auch unseren "Kleinkram" abgewogen, der sich letzten Endes aber zumindest teils als gar nicht so übel herausstellen sollte.

Anschliessend ging es aber relativ zügig zurück nach Eden Island, denn das ganze Boot inklusive uns selbst musste ja noch vom Russ der Diesel befreit werden, und das war offensichtlich eine grössere Prozedur. Irgendwann hatten wir aber auch das geschafft, und die Betten riefen. Am Sonntag Morgen gegen 11:00 trafen sich dann alle bei Chez Batista an der wunderschönen Anse Takamaka im Süden Mahes zum Prize Giving. Dabei stellte sich heraus, dass das Boot mit dem Marlin zu dem gewogenen Sail noch einen releast, und damit das Turnier um Haaresbreite gewonnen hatte - herzlichen Glückwunsch an das Team B52! Zweiter und gleichzeitig Gewinner der Most Releases Trophy wurde mit 2 releasten Sails das zuvor favorisierte Team FinS von Henry Riggs-Miller, das tatsächlich oben im Norden um Denis Island gefischt, und rund 4 Stunden für die knapp 60 Meilen lange Rückfahrt benötigt hatte. 

In den Artenkategorien hatten wir für Doggie, Wahoo und Barracuda jeweils den zweitschwersten Fisch, aber leider keinen ersten Preis abräumen können, und in der Gesamtwertung endeten wir als sechste. Insgesamt hatten die 11 Boote 5 Sails releast und dazu wie gesagt einen gewogen sowie halt noch den besagten Marlin gefangen. Irgendwie waren die Sails an diesem Tag konzentriert versammelt, aber eben beissunwillig. Am Sonntag allerdings schon nicht mehr, denn unser Skipper Joliff hatte während wie feierten eine Charter, und fing direkt vor der Westseite Mahes Richtung Silhouette an einem halben Tag satte 8 Sails! Auch in meiner Lieblingsecke hinter den Sisters war offenbar alles voll von den Biestern, denn Mervin fischte dort am Samstag zeitgleich zum Turnier. Er sah Dutzende, aber auch die wollten einfach nicht beissen, und er musste sich zähneknirschend mit einem Wahoo zufrieden geben. Wieder mal hat sich bestätigt, was mir nicht nur mein alter Freund Ton Pierre seit Jahren predigt, sondern ich auch schon angenommen hatte: Für Doggies und dicke Yellowfins muss man zum Drop, für Marlin sollte man, auch wenn es auf dem Plateau auch immer Chancen gibt. Aber für Sail sind die Gebiete um die Inseln zumeist zuverlässiger, und gerade unter so derbem Wetter ist es eigentlich fast irre, sie dort draussen finden zu wollen. Mal sehen, ob wir uns nächstes Jahr zu diesem Turnier noch an diese Lektion erinnern.... In der vergangenen Woche war der Wind dann etwas ruhiger, und die Vorhersage bestand auf ein richtiges Abflauen in Richtung 9 Knoten für`s Wochenende. Damit wagte sich dann in den letzten Tagen doch der eine oder andere wieder auf`s Wasser. Faizal meldete sich gestern Abend aus Mahe mit ziemlichen Hausnummern. Er selbst taggte und releaste 2 Schwarze Marline von 150kg & 170kg, dazu verpassten sie zwei weitere von 150kg und 250kg. 

Ein anderes Boot verbuchte satte 40 Tune, verlor einen auf über 300kg geschätzten Marlin am Gaff und musste einen von rund 200kg mitnehmen, der im Drill verstarb. Irgendwo muss das Wasser also gekocht haben. Hier um Praslin war das aber definitiv nicht der Fall, denn ein paar Touren förderten eher dünne Fänge zu Tage: Hier ein Tun, und dort ein Dorado, aber nichts Besonderes. Da heute tatsächlich nur eine laue Brise um 8 Knoten ging, hab ich endlich mal wieder meinem Lieblingssport nachgehen können, und zwar dem Triathlon aus schleppen, jiggen und poppern. Aber auch das lief arg mau: Nicht mal ein Anfasser auf die beiden zum Jigspot geschleppten Köder. Der Platz, der von November bis Februar so gut funktionierte, aber seither quasi gar nicht mehr, enttäuschte auch heute. Ausser lästigen Pickhandle Barracudas und Haien, die sich im Jigbestand wieder mal stark negativ auswirkten, stand offenbar nichts unter der grossen Baitwolke. An einem Korallenriff, das ich eher zufällig fand, liessen sich dann zumindest noch 2 eher kleine Grouper für die Küche abgreifen. Und beim poppern gab es nichtmal eine Attacke. Allerdings war das Wasser so grün, wie ich es hier noch nie erlebt hab, und in Wellen von dann doch noch 1-1,5m Höhe war auch der Popper kaum richtig in Aktion zu bekommen. Eigentlich wollte ich das Programm morgen auch noch mal abspulen, aber aktuell sagt das letzte Wetterupdate nun doch schon wieder 13 Knoten an, und das ist dafür definitiv zu viel. Zu guter Letzt und in eigener Sache: Das Meeresangler-Magazin des DMV (Deutscher Meeresangler Verband) hat in seiner letzten Ausgabe einen Artikel aus meiner Feder zur Angelei hier auf den Seychellen veröffentlicht. Wer mag, kann ihn sich hier herunterladen und lesen. Viel Spass damit.


Die früheren Berichte finden sich im Archiv.

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