Der Juni war kein guter Monat für die Angelszene auf Praslin, und noch weniger für Euren Blogger: Nochmals musste ich früh im Monat nach Deutschland, wo ich aktuell immer noch festhänge. Natürlich hielt ich Kontakt zu Andre und Mervin, aber erfuhr nur, dass ich absolut nichts verpasste. Es war einfach zu windig für Ausfahrten, und Gäste gab es ohnehin auch nicht. Insofern hab ich auch nichts weiter für Euch als einen kurzen Blick auf das am 31. Mai nach langen Jahren wiederbelebte Praslin Offshore Tournament bzw. dem Wiegen an der Anse Volbert.
Dort gibt es keinen Anleger, also mussten die Boote - ausser der einzigen Sportfisher - zum Abladen der Fänge an den Strand kommen, wodurch doch eine ganze Menge Locals und aufgeregter Touristen angezogen wurden.
An sich hatten fast 20 Boote gemeldet, aber mehr als die Hälfte zog aufgrund des derben Wetters noch zurück, und wer fuhr musste schon Testikel haben. Die Bedingungen wirkten sich natürlich auch auf die Angelei aus. Gerade die Drifttechniken wie das Jiggen waren kaum oder auch teilweise gar nicht umzusetzen, da die Boote im Wind nur so über`s Wasser sausten. Beim Trolling setzte sich das Schema der Vorwochen, nämlich eher magerer Fänge auf dem Plateau, fort, und alle guten Fische kamen vom Drop Off. Leicht überraschend war, dass die Gelbflossentune im besten Fall knapp unter 30kg erreichten – die Grossen waren offenbar gerade nicht da. Und der aus meiner Sicht spektakulärste Fang war der eine wirklich fette Amberjack von 27kg.
Alle Boote durften jeweils einen Segelfisch und einen Marlin von über 120kg anlanden, aber die Schwertträger waren an dem Tag auch nicht sonderlich gut drauf, und so kam von beiden Arten jeweils nur ein Exemplar an`s Licht. Den Segelfisch gab`s ja im Album oben zu sehen, und hier ist dann auch der eine Marlin von etwas über 160kg. Da waren die Touristen natürlich aus dem Häuschen, und um genau diesen Effekt war es dem Seychelles Sports Fishing Club ja auch gegangen.
Insgesamt war das ein wohlorganisiertes und im Hinblick auf die anschliessende Beach Party auch wirklich nettes Event für Praslin nach langen Jahren. Hoffentlich etabliert es sich, und bekommt vielleicht auch einen angenehmeren Termin, denn Ende Mai bzw. auch Anfang Juni bedeutet halt in den meisten Jahren saftigen Südost, wenn es nicht gerade glücklich läuft, weil der Wind später als üblich kommt. Das war dieses Jahr nun mal gar nicht so, und wie erwähnt ging seither für die Charterboote nichts mehr. Das Trevally-Turnier am vergangenen Wochenende hatte allerdings trotzdem eine Handvoll Teilnehmer. Mervin schickte mir dieses Foto, also hat er mit dem LadyC-Team offenbar anständig abgeschnitten.
Wir sprachen auch kurz, und ich werde versuchen, noch etwas mehr Informationen und vielleicht Bildmaterial auszugraben für die kommende Ausgabe, die dann hoffentlich wieder etwas üppiger daherkommen wird.
Der letzte Report kam ja eine Woche vor Monatsende, und ich bin den Grund noch schuldig: nach ewiger Warterei hatte ich die Möglichkeit, eine Woche auf Farquhar zu verbringen, und so ging es samt Herzdame dorthin. Nicht mit Blue Safari, sondern mit der Island Development Company, die die meisten der Outer Islands verwaltet, und auf manchen dieser Inseln kleine, einfache Guesthouses für Seychellois und seit nun etwa zwei Jahren auch für Residenten wie mich unterhält. Auf Farquhar immer nur für zwei Gäste gleichzeitig, und dass diese Möglichkeit stark nachgefragt ist, erklärt auch die gut 15 Monate Wartezeit, nachdem ich letztes Jahr den Trip wegen einer Fussverletzung kurzfristig absagen musste. Aber nun ging es zuletzt doch endlich los, und schon der Landeanflug in der kleinen Propellermaschine war beeindruckend.
Natürlich wollte ich an diesem dafür ja weltberühmten Ort auch Fliegenfischen. Das war dankenswerter Weise möglich, wenn auch mit Einschränkungen verschiedener Art. Nicht mit Blue Safari vor Ort zu sein hiess natürlich auch, ohne Boot und Guide klar kommen zu müssen, sondern lediglich mit vorher von Freunden zusammengekratzten Informationen und auf Schusters Rappen. Das war bereits eine Herausforderung in Anbetracht der Grösse der Hauptinsel „North Island“. Dazu kam noch die Info, dass IDC-Gäste die Lagune nicht befischen dürfen, wenn Blue Safari dort gleichzeitig Gäste hat, und der Südost hatte dort unten mit Windgeschwindigkeiten um 20 Knoten auch bereits eingesetzt. Aber die berühmten Farquhar „Haustier“-GTs gaben genug Motivation, um sich all dem zu stellen. Auch wenn diese Kaliber nicht mein Ziel waren, einfach aus Mangel an Erfahrung mit diesen an Fliegengerät, und ohne Schimmer um die dortige Topografie.
Nach Ankunft am Nachmittag und Bezug der Unterkunft blieb nur noch Zeit für einen kleinen Spaziergang. Am nächsten Morgen bot uns Eddy, der Vizemanager der Insel an, die beiden Vogelkundler und deren Skipper in einem kleinen Boot nach South Island zu begleiten. Dort wollte die Truppe eine Drone über eine Brutkolonie von Rotfusstölpeln fliegen lassen, um diese dann später zu zählen. Da es hiess, das würde ca. eine Stunde dauern, nahm ich kein Angelgerät mit. Das war ein bitterer Fehler, denn die Aktion dauerte gut dreieinhalb Stunden, und in dieser Zeit schwamm dort so ziemlich alles an mir vorbei, was man sich als Fliegenfischer wünschen konnte: Unzählige Bonefish, der einzig ansehnliche Permit, der sich in der Woche sehen liess, etliche kleinere Trevallies der 5kg-Klasse und drei ordentliche GTs. Ich fluchte vor mich hin, und könnte schwören, dass die gesamte Vogelkolonie feixte.
Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit nach unserer Rückkehr war keine grössere Aktion mehr möglich, also hab ich nur noch an der Strömungskante an der Nordspitze der Insel ein wenig blind geworfen. Dachte, dass dort mal irgendwas vorbeiziehen müsste, aber dem war nicht so. Noch bei Dämmerung am nächsten Morgen marschierten die Herzdame und ich dann los zu einer windgeschützten Sandbank. Bei Ebbe brauchten wir gute drei Stunden bis dorthin, und für den Rückweg war sicher eine Stunde mehr zu veranschlagen, da dann bei Hochwasser doch immer mal wieder ein paar Stücke des Weges nur noch schwimmend zu passieren sein würden, aber die Sache war der Mühe absolut wert. Schon der erste gesichtete Fisch, noch im Zwielicht, war entweder ein Napoleon oder ein Humphead von bestimmt 40kg, der gelassen in einem Gewirr aus versunkenen Ästen frühstückte. Endlich auf der Sandbank gab es wie erhofft Bonefish alle paar Meter, und Fänge gingen entsprechend leicht von der Hand.
Nach drei ziemlich fantastischen Stunden mit etlichen gefangenen Bones und ein paar vermasselten kleineren Trevallies wurde es Zeit für den wie erwähnt langen Rückmarsch, aber wir hatten Glück. Die Inselmanagerin hatte uns für den Fall eventueller Schwierigkeiten eines der Walkie-Talkies mitgegeben. Das hatten wir auch dabei, aber nicht eingeschaltet. Da folglich ihr Versuch, uns zu erreichen, um zu fragen, ob alles okay sei, in`s Leere lief, sandte sie das Boot mit Skipper, um nach uns zu sehen. Und der Knabe war dann noch so nett, anzubieten, uns zu einer Wunschzeit wieder abzuholen. So konnte ich nochmal drei Stunden weiterfischen, aber die Suche nach einem guten Permit brachte keinen auch nur in Sicht. Trotzdem war der Tag ein Traum, und es kam noch besser, denn für den Folgetag bot der Skipper an, mich morgens mit dem Boot dort hin, und nachmittags wieder abzuholen. Die Fischerei war dann aber deutlich anders. Der Wind hatte weiter aufgefrischt, dazu leicht gedreht, das Wasser war ausser in einer Ecke deutlich trüber und welliger. und auch die Bones erwiesen sich als erheblich wählerischer. Mit der auf Permit gedachten Flexo-Crab war gar nichts mehr zu machen, und selbst bei den klassischen Bonefish-Fliegen war etwas Probieren angesagt, bis sich ein akzeptiertes Muster fand. Neben einer Handvoll weiterer dieser tollen Fische liessen sich auch noch eine der lustigen und bärtigen Bastard Mullets sowie dieser hübsche Queenfish einsammeln. Nur mit den Trevallies lief es weiterhin gar nicht, aber es schwammen auch nur ein Pärchen kleinerer Bluefins dort herum, und gar kein GT. Schade eigentlich, denn in dem hindernisfreien Areal hätte das wohl klappen können.
Leider gab es an den beiden Folgetagen keine Chance mehr auf das Taxiboot, also wandte ich mich der zumindest leicht geschützten Nordspitze des sich nach Süden ziehenden Riffs entlang des Airstrips zu.
Dort war es zumindest fischbar in weiterhin guten 20 Knoten Wind, aber zumindest halbwegs ruhigem und sichtigem Wasser, während um die Ecke herum nach Süden massive Wellen über das Riff rollten.
Eine Wurchance auf einen Triggerfish führte zu nichts, wohl aufgrund der unpassenden Fliege. Dazu immer noch kein Glück mit den gelegentlichen kleineren Trevallies, da entweder die Würfe in dem Wind nicht passten, ich den Haken unsauber setzte, oder in den Korallen gereeft wurde. Aber zumindest hatten ein paar weitere Bones keine Hemmungen, sich den schnell gestrippten Clouser reinzuziehen.
Zu Niedrigwasser bin ich dann mal ganz vor an die Riffkante und sah gleich diesen etwa metrigen GT in perfekter Wurfdistanz dort entlang und auf mich zuschwimmen. Hatte gerade genug Zeit, um die #11 Rute aus dem Gürtelclip zu fummeln, und wurffertig zu machen. Der Wurf war offenbar perfekt, denn das Biest knallte sofort auf die grosse Fliege, also den Haken zumindest nach dem Widerstand gefühlt ordentlich gesetzt, und ab ging die Rakete. Leider nur für Sekunden, denn offenbar war der doch nicht richtig gehakt. Mist. Aber vielleicht doch besser so, denn in Anbetracht all der Korallenköpfe vor dieser Riffkante wäre das vermutlich doch mit Abriss womöglich der ganzen Fliegenschnur geendet. In der folgenden Stunde sah ich noch etliche dort draussen, aber stets deutlich ausser Wurfdistanz, patroullieren. Das war aber trotzdem faszinierend, denn zum ersten Mal konnte ich das mir oft geschilderte Bild dieser Fische in Vollsicht wie durch ein Aquariumglas bewundern, wenn sie von den Wellen hochgehoben wurde. Am nächsten Morgen war ich natürlich wieder dort am Start, aber die Lage hatte sich deutlich verschlechtert: Noch mehr Wind, noch öfter Regenschauer und deutlich trüberes Wasser.
Dazu leider auch fast keine Fische mehr - weder auf dem Riff, noch davor. Es kamen noch zwei Bones herum, aber das war`s dann auch. Um hier also GTs aus der Nähe herzuzeigen muss ich insofern auf ein Standbild des kurzen Schnorchelvideos mit der Hausbuchtbande zurückgreifen.
Alles in allem, trotz der ungenutzten Chancen, und auch ohne den erhofften grossen Permit als Hauptziel, war ich in Anbetracht der verschiedenen Widrigkeiten ganz zufrieden mit meiner Angelei dort. Farquhar ist auf verschieden Weise wirklich faszinierend, die Unterbringung war mehr als ordentlich, und alle Leute dort sind wirklich cool und nett. Definitiv ein Ort, den ich bei Gelegenheit nochmals besuchen möchte. Und ebenso Alphonse, wo wir auf dem Rückweg eine kurze Zwischenlandung einlegten.
Traurigerweise wurde dieser an sich so wunderbare Trip von stetig eintröpfelnden Nachrichten hinsichtlich des sich zusehends verschlechternden Gesundheitszustandes meines Vaters überschattet. Ich hatte keine Chance, dort weg zu kommen, denn der Flieger geht halt nur ein Mal pro Woche dort hinein und heraus. Am 30., dem Tag unserer Abreise, war seine Situation kritisch, und am frühen Abend endlich zurück auf Praslin, während ich hektisch Flüge nach Deutschland suchte, erreichte mich der Anruf, dass es vorbei sei. Das war und ist weiterhin ein mehr als harter Schlag. Bin natürlich trotzdem geflogen, um das Nötige in die Wege zu leiten, und bis zu meiner Rückkehr nach Praslin wurde es fast Mitte Mai. Viel verpasst hatte ich hier im Hinblick auf einige wenige Trollingtouren der Charterboote so ziemlich nichts, denn nur Mervin hatte noch mit seiner letzten Gruppe der Saison intensiv gefischt. Das war aber auch nicht ganz auf der Höhe mit ein paar Amberjacks beim Jiggen, einem Sail, und natürlich weiteren Fängen aller Art ohne grosse Highlights.
Zwischenzeitlich hatte auch hier der Südost langsam aber sicher eingesetzt. In der Woche nach meiner Rückkehr wäre es zwar noch passabel fischbar gewesen mit Windstärken um 12 Knoten, aber es gab einfach wie üblich im Mai keine Angler mehr für die Boote. Von meiner Seite stand als Gast auch nur noch unser Freund Armin aus der Schweiz an, aber genau ab dem Tag seiner Ankunft liess der Südost erstmals die Muskeln spielen. Am Samstag, dem 24., war es bereits am fischbaren Limit, aber wir sind trotzdem mit Mervin los für einen Tag GT-Popping in ziemlicher Welle speziell um die Strukturen. Die Fischerei war auch mangels Aktivität ein ziemlich hartes Brot, nach ein paar frühen Fehlattacken ging lange gar nichts, und erst zurück am Hafenspot, der schon so oft den Tag gerettet hatte, sammelte Armin zumindest noch diesen kleinen GT auf.
Und so verrückt kann auch nur Angeln sein: Gleich beim nächsten Wurf schepperte ihm noch ein Grosser auf den Popper, aber beim Biss riss dann einfach die Hauptschnur, die irgendwann einen Kratzer erlitten haben musste. Die folgenden paar Tage blies es dann ordentlich, aber am vergangenen Mittwoch war es überraschend mit ca. 12 Knoten so ruhig, dass wir zum Trolling und Jigging sogar zum Drop konnten. Wie unten zu sehen funktionierte beides so einigermassen, aber der Tag wird als Tour der verpassten Chancen in Erinnerung bleiben: Ein erster Marlin guckte sich alle Köder nach einander an, aber mochte keinen. Armin verlor dann erst einen offensichtlich guten Fisch beim Trolling, und anschliessend auf Jig einen vermutlich richtig grossen Amberjack. Ganz generell verzeichnete er, wie auch auch der ebenfalls fischende Mervin, im Laufe des Tages eine Unzahl Aussteiger, und dazu kappte ihm auch noch ein fetter Wahoo direkt am Boot das Jigvorfach. Auf dem Heimweg wieder schleppend, während Mervin gerade einen Segelfisch an einen weit hinten laufendenden Lure zu teasen versuchte, kickte ein weiterer Marlin einen kurz hinter den Motoren laufenden Wobbler hoch in die Luft. Dabei wickelte sich die kurzfristig schlaffe Schnur um die Rutenspitze, der Marlin stürzte sich auf den wieder in`s Wasser fallenden Köder, und die Schnur riss mit einem Peitschenknall – spektakulär, aber natürlich ärgerlich.
Zumindest hatten wir aber reichlich Unterhaltung auf der Tour, und waren insofern deutlich besser dran, als Armin am Folgenachmittag beim Poppern auf GTs: Keine einzige Attacke, nur ein paar gelangweilte und wieder abtauchende Nachläufer, und das alles in mehr Wind, höheren Wellen und zeitweisem Regen. Gestern ging es mit dem Wind nochmals weiter nach oben, also keine schönen Voraussetzungen für das neu in`s Leben gerufene Angelturnier hier auf Praslin. Die Boote sind um Mitternacht ausgelaufen, und wenn dieser Report hochgeladen ist, troll ich mich mal den Strand rauf, um das Wiegen zu beobachten. Ich hoffe, die sind da draussen alle sicher unterwegs.
Die früheren Berichte finden sich im Archiv.